Zu dir rufe ich, HERR; denn Feuer hat das Gras der Steppe gefressen, die Flammen haben alle Bäume auf dem Feld verbrannt. Auch die Tiere auf dem Feld schreien lechzend zu dir; denn die Bäche sind vertrocknet. 
Joel 1,19-20

Liebe Gemeinde, 

vertrocknete Bachläufe, abgefressenes Gras und Waldbrände. Was Joel beschreibt, klingt wie ein Schreckensszenario aus den Folgen des Klimawandels. Doch letzterer ist menschengemacht, von unserem nicht-Bewahren der Schöpfung verursacht worden. 

Was Joel beschreibt, ist hingegen Gottes Werk. Alles Genannte ist die Folge des „Tags des Herrn“. Dieser Tag besitzt eine alte Tradition im ersten Teil unserer Bibel. Gott reagiert auf das Handeln der Menschen, er greift ein. Und vor allem greift er durch. 

Manchmal würde man sich das mit Blick in die Welt wohl auch heute wünschen: Wäre schon gut, wenn Gott da und dort einfach mal kurzen Prozess mit den Mächtigen und Bösen macht! Doch der „Tag des Herrn“ von dem Joel schreibt, trifft nicht die anderen. Er trifft alle, weil er alle betrifft. Weil alle ihren Anteil an dem haben, was geschieht.
Das ist schwerer für uns zu denken: „Ich etwa auch? Sicher bin ich nicht perfekt, aber das kann doch nicht gleichgesetzt werden mit den Bösen dieser Welt!“ 

Joel reagiert anders. Er beginnt so: „Zu dir rufe  ich, Herr!“ Und damit beweist er eine Haltung, die mir imponiert: Er richtet sich zuallererst an Gott aus, anstatt mit dem Finger von sich weg auf die Bösen dieser Welt zu zeigen. Mir erscheint das nach- ahmenswert in einer Zeit, in der man anklagend auf so viele andere zeigen könnte. 

Herzlich grüßt Sie
Ihre Pfarrerin Rebekka Luther