
24/08/2025 0 Kommentare
Ökumenisches Klimagebet in Johannes
Ökumenisches Klimagebet in Johannes

Das folgende Klimagebet findet in Präsenz statt - in unserer Nachbargemeinde Johannes. Hier die Einladung von Michael Börgers:
Liebe Mitwirkende und Interessierte an den Ökumenischen Klimagebeten,
herzliche Einladung zum nächsten Klimagebet.
Dass alles mit allem zusammenhängt, ist fast schon zu einer abgedroschenen Spruchweisheit geworden. Sozusagen eine Negativseite dieser Erkenntnis, die dennoch auch zentral für den Schöpfungsglauben ist (und der deshalb z.B. auch in der Enzyklika Laudato Si von Papst Franziskus eine große Bedeutung zukommt) bekommen wir seit Jahren immer drastischer vor Augen geführt: In Gestalt der sogenannten Polykrise, in der wir leben, der Gleichzeitigkeit verschiedenster, sich zuspitzender, auf unheimliche und immer weniger durchdringlichen Weise miteinander zusammenhängender Krisen. (Man könnte einwenden, das wäre nie anders gewesen. Aber wirklich in der Intensität, existentiellen Bedrohlichkeit und Gleichzeitigkeit, wie wir es gegenwärtig erleben?) Man kann von diesen Krisen aber vielleicht doch sagen, dass sie sozusagen einen gemeinsamen moralischen Ursachenkern haben: Dass wir nämlich als Gesellschaft und als Weltgemeinschaft – noch immer nicht, und in gewisser Weise immer weniger – bereit sind, unsere Lebensweisen gemäß der Erkenntnis, dass alles mit allem zusammenhängt, zu ändern. Wäre es mehr als eine Floskel, wäre es uns ernst, müsste diese Erkenntnis eine grundlegende Neugestaltung unserer Lebensform in jeglicher Beziehung (in sozialer, ökologischer, politischer, wirtschaftlicher Hinsicht) zur Folge haben. Erkennbar ist das nicht, eher das Gegenteil. (Die ganze Wahrheit ist das vielleicht aber auch nicht: Vielleicht ist es nur der Teil der Wirklichkeit, der die größte Aufmerksamkeit für sich in Anspruch nimmt, der in die entgegengesetzte Richtung deutet. Die immer absurder werdenden Selbstinszenierungen des amerikanischen Präsidenten sind nur eine besonders krasse Ausprägung dieses Phänomens.) Die Wahrheit ist jedenfalls: Das erdrückende Gewicht all dieser Krisen ist geeignet, uns zunehmend mutlos und verzweifelt zu machen. Und was es nicht besser macht, ist das Gefühl, dass diese Krisen entstanden sind (jedenfalls aber sich so bedrohlich entwickelt haben) in den Jahrzehnten, in denen unsere Generationen (also auch wir) das „Heft des Handelns“ in der Hand gehalten haben (oder hätten halten sollen).
Vielleicht ist es gut, in dieser Situation noch einmal an den Anfang zurückzugehen, zu unserem Schöpfungsglauben. Dieser Glaube verbindet uns mit vielen Menschen, nicht nur mit Christinnen und Christen weltweit. Aber was dieser Glaube, was unser Selbstverständnis, Geschöpf Gottes zu sein, bedeutet, ist nicht so klar, wie wir annehmen. Ist unser Verhältnis zum Schöpfer ein Verhältnis völliger Passivität – wie das Verhältnis der Töpferware zum Töpfer (vgl. Psalm 2,9)? Aber in der Schöpfungsgeschichte sind wir doch explizit zum Handeln aufgerufen, und dass der gegenwärtige Zustand der Schöpfung mit unserem Handeln und Unterlassen zu tun hat, ist nicht zu bestreiten. Oder sind wir nur dazu aufgerufen, die immer weiter dahinschwindenden Reste einer ursprünglich vollkommenen („paradiesischen“) Schöpfung zu verteidigen (im Sinne der „Bewahrung der Schöpfung“)? Oder sind wir auch Mitschöpfer? Ist der Garten Eden vielleicht – wie die Vertreterinnen und Vertreter des „paradising“ – Konzepts sagen – nicht eine ferne Utopie, die in einer unerreichbar fernen Vorvergangenheit oder in der jedenfalls im „Diesseits“ ebenfalls unerreichbaren Zukunft liegt, sondern die Gegenwart, in der wir leben? Und sind wir aufgerufen, in dieser Welt Paradiese wahrzunehmen, zu erhalten, (das auch, aber auch:) zu schaffen? Mit der Idee des paradising haben wir uns vor ungefähr einem Jahr in den Klimagebeten beschäftigt, und vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt, das noch einmal aufzugreifen.
Die Vorstellung der „Mitschöpfung“ ist mit einer großen Verantwortung verbunden. Aber tragen wir die nicht ohnehin? Und untragbar ist die Verantwortung nicht. Denn niemand von uns muss alleine „die Welt retten“. Mehr als das (im Wortsinn und im übertragenen Sinn) Gärtnern im „Garten Eden“ an der Stelle, an der wir stehen und mit den Fähigkeiten, die wir haben, ist ja nicht verlangt. Dies alles zusammenzuführen zu einem „großen Ganzen“ ist uns nicht möglich und nicht von uns verlangt. Das ist Gottes Sache, nicht unsere.
Herzliche Grüße
Michael Börgers
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