14/05/2025 0 Kommentare
Bericht vom Stolperstein-Spaziergang
Bericht vom Stolperstein-Spaziergang
# Aus der Gemeinde

Bericht vom Stolperstein-Spaziergang
Am 10. Mai 2025, 80 Jahre nach der Kapitulation des faschistischen Deutschen Reiches fand ein Stolperstein-Spaziergang zu Opfern der Naziherrschaft in unserer unmittelbaren Nachbarschaft statt. Ellen Schnedle war dabei und berichtet:
Bei frischem sonnigen Wetter haben wir sechs Stolpersteine besucht, gereinigt und mit Blumen geschmückt. Uschi Blaak trug das Schicksal des jeweiligen Menschen vor - siehe unten ein Beispiel -, und ihr Mann Ludwig spielte auf seiner Oboe ein Lied - immer passend zum biografischen Schicksal, also zum Beispiel ein Gewerkschaftslied, ein jüdisches oder ein christliches Lied - und wir Teilnehmer*innen haben mitgesungen.
Wen haben wir besucht? Einen Gewerkschafter, Dr.Morgenstern, den Mitbegründer des Schloßparktheaters; Dr. Wirmer, einen katholischen Reichstagsabgeorneten der Weimarer Republik, der zum Kreis des 20. Juli gehörte und nach Hitlers Sturz Justizminister werden sollte; außerdem eine einfache Sekretärin sowie den Juristen und Freund Bonhoeffers, Friedrich Justus Perels.
Es war ein sehr ergreifender Spaziergang.
Ellen Schnedle
Uschi Blaak fasste wichtige biografische Elemente und Wendepunkte der besuchten Betroffenen zusammen. Hier ihr Input zu Dr. Friedrich Justus Perels, zuletzt wohnhaft in der Viktoriastraße 4a:
Geb.: 13.11.1910
Beruf: Jurist
Zum Tode verurteilt durch Freisler am 2.Februar 1945.
Erschossen am 23.04.1945
Friedrich war zweiter von vier Söhnen. Sein Großvater war als Sohn jüdischer Eltern zum evangelischen Glauben konvertiert. Er besuchte das Friedenauer Gymnasium (heute Friedrich-Bergius-Schule) und studierte Rechtswissenschaften in Heidelberg.
Während des Refendariats (1933-36) wurde er juristischer Berater des Pfarrer-Notbundes und der Bekennenden Kirche, der er angehörte. Mit seinem Assessorexamen 1936 wurde er Justitiar der Bekennenden Kirche.
Er vertrat als Anwalt in vielfacher Weise die Interessen der Verfolgten des NS-Regimes und baute ein juristisches Verteidigungssystem für Pfarrer und Kirchengremien auf.
Anstelle der 1937 verbotenen Prediger-Seminare setzte er Sammel-Vikariate, in denen Hilfsprediger ausgebildet wurden.
1940 heiratete er, zwei Jahre später wurde der Sohn Joachim Perels geboren, der später ebenfalls Jurist wurde und an der Universität Hannover lehrte.
Durch seinen Freund Dietrich Bonhoeffer kam Friedrich Perels ab 1940 in Kontakt zu verschiedenen Widerstandskreisen, wie dem Kreisauer-Kreis, dem Freiburger-Kreis, Kreis um Hans von Dohnanyi.
Zusammen mit Dietrich Bonhoeffer stellte er 1941 eine Deportationsliste von Juden zusammen, die über von Dohnanyi an den General der Reichswehr Ludwig Beck (letzter Wohnsitz Goethestr. 24) weitergeleitet wurde, um Wehrmachtskreise zum Handeln zu bewegen.
14 Jüdinnen und Juden verhalf er zur Flucht in die Schweiz.
Vor allem seine Kontakte zu vielen Menschen verrieten ihn letztendlich.
Nach dem gescheiterten Attentat vom 20.Juli 1944 auf Adolf Hitler wurde er festgenommen und angeklagt wegen "Nichtanzeige ihm bekannter Umsturzpläne und wegen illegaler Tätigkeit für die Bekennende Kirche" und im Gefängnis Lehrter Straße inhaftiert vom Volksgerichtshof unter Freisler zum Tode verurteilt.
Er saß mit vielen anderen Widerstandskämpfern u.a. mit Klaus Bonhoeffer, Albrecht Haushofer (Moabiter Motette) in Haft, bis er mit den anderen vom 22. auf den 23. April 1945 bei einer Überführung ins Prinz-Albrecht-Palais von einem Sonderkommando des Reichssicherheitshauptamts erschossen wurde.
Friedrich Justus Perels war tief im christlichen Glauben verankert. Nach dem Todesurteil durch Freisler schreibt er:
" Da sehe ich von Tag zu Tag unerkannte Schwäche und Sünde. Und ich versuche die einfach Gott zu übergeben.... Ihr müßt Euch ganz fest an Ihn klammern. Er hilft wirklich, weil er lebendig und auferstanden ist."
Aufgeschrieben von Ursula Blaack
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