28/02/2025 0 Kommentare
Pfarrer Sellin-Reschke: Andacht im März
Pfarrer Sellin-Reschke: Andacht im März
# Aus der Gemeinde

Pfarrer Sellin-Reschke: Andacht im März
„Wenn bei dir ein Fremder in eurem Land lebt, sollt ihr ihn nicht unterdrücken.“
3. Mose 19,33
Wirtschaft und Migration. Das waren zwei entscheidende Themen im Wahlkampf zur Bundestagswahl. Auch die Koalitionsgespräche kommen an Klärungen in diesen beiden Punkten nicht vorbei.
Und nun greift auch der Monatsspruch für den März das Thema „Migration“ auf: „Wenn bei dir ein Fremder in eurem Land lebt, sollt ihr ihn nicht unterdrücken.“ (3. Mose 19,33).
Als dieser Vers für den März ausgewählt wurde, war eine Bundestagswahl in zeitlicher Nähe noch nicht absehbar.
Aber: kann ein Monatsspruch aktueller sein als diese Worte aus dem 3. Buch Mose? Jetzt, wo entscheidende Weichen in unserem Land zur Migrationspolitik gestellt werden?
Für mich ist der Aufruf aus der Bibel nicht einfach nur ein frommer Spruch! Sondern er lässt sich nahtlos an das anschließen, was uns die Väter und Mütter unseres Grundgesetzes im 1. Artikel mitgegeben haben: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“
Wie gut, dass dieser 1. Artikel keine Hautfarbe, keine Herkunft, keine Festlegung auf ein Geschlecht, keine sexuelle Orientierung kennt.
Die Würde eines jeden Menschen lässt sich nicht in Kategorien einordnen. Sie ist schlichtweg zu schützen! Immer! Ob in Deutschland geboren oder nicht!
Nach den Erfahrungen im Nazideutschland mit millionenfachem Morden, Rassenwahn und fürchterlicher Herrscher-Ideologie taten die Begründer der Bundesrepublik Deutschland gut daran, diesen 1. Artikel zum Grundpfeiler unseres Miteinanders zu erklären.
Das zeugt davon, dass bei der Ausarbeitung des Grundgesetzes aus der Vergangenheit gelernt wurde.
Ein Lernprozess aus der Vergangenheit steckt auch hinter dem biblischen Auftrag im 3. Buch Mose. Das Volk Israel selbst hatte zuvor in Ägypten harte Unterdrückung erlebt. Modern gesprochen: Ihnen wurde ihre Würde genommen, als sie als Sklaven in Ägypten zu arbeiten hatten.
Mit diesem Rückblick auf Erlittenes wird daher auch der Auftrag begründet, der uns als Monatsspruch in diesen Wochen begleiten soll: „Wenn bei dir ein Fremder in eurem Land lebt, sollt ihr ihn nicht unterdrücken (…), denn Fremde seid ihr im Land Ägypten gewesen.“
Aus der Vergangenheit zu lernen, ist gut! In beiden Fällen hat die Vergangenheit zu Besonnenheit im Umgang miteinander geführt.
Aber: muss es immer erst zu menschlichen Katastrophen kommen, bevor es ein Einsehen gibt?
Björn-Christoph Sellin-Reschke
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