08/08/2024 0 Kommentare
Gedenkstättenfahrt 2024: Eindrücke, Berichte, Bilder
Gedenkstättenfahrt 2024: Eindrücke, Berichte, Bilder
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Gedenkstättenfahrt 2024: Eindrücke, Berichte, Bilder
In diesem Jahr führte die Gedenkstättenfahrt (09. – 12. Mai) in die polnische Stadt Lodz (Litzmannstadt). Das Vernichtungslager in Chelmo, der nahegelegenen Waldfriedhof, auf dem 250000 Menschen (auch die Schwestern von Franz Kafka) verscharrt wurden, das Grab der Eltern von Arthur Rubinstein), Besuch in der evangelischen Kirche (vom gleichen Architekten wie der alten Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche) mit der großen Fensterrosette, eine eigene kleine musikalische Andacht der Gruppe im Park: Die Eindrücke sind nachhaltig, bedrückend, demütig, dankbar auch.
Anna Rahel Keidel (15 Jahre) und Jeanne Passow (16 Jahre) berichten von ihren Eindrücken:
"Wir sind dieses Jahr das erste Mal auf die Gedenkstättenfahrt mitgekommen und würden Ihnen gerne einen Einblick geben. Vielleicht kommen Sie nächstes Jahr mit?
Die Gedenkstättenfahrt nach Lodz, Polen begann an Himmelfahrt. Gegen Nachmittag kamen wir, nach einer siebenstündigen Fahrt, dort an. Am Abend aßen wir zusammen in dem Restaurant „Anatevka“. Das jüdische Restaurant befand sich in dem ehemaligen Gemeindehaus der Synagoge von Lodz, die zerstört wurde. Die Architektur des 19. Jahrhunderts und die Musik des Akkordeons ermöglichten uns einen einzigartigen Einblick.
An unserem ersten Tag bekamen wir eine geschichtliche Stadtführung durch Lodz. Wir besuchten den jüdischen Friedhof. Dort haben wir das Ghetto-Feld, die Gräber der im Ghetto Litzmannstadt verstorbenen Juden besucht. Es gab keine Grabsteine. Stattdessen wurden später Schilder aufgestellt, auf denen die Namen der Toten standen. Wer jedoch wo wirklich liegt, ist ungewiss. Zu viele starben an den unmenschlichen Lebensbedingungen im Ghetto.
Wir sind durch das ehemalige Ghetto gefahren, an das, außer einiger Denkmäler, nichts mehr erinnert. Unter anderem haben wir ein Denkmal für diejenigen, die den Juden während ihrer Verfolgung Schutz geboten haben, gesehen.
Am Samstag besuchten wir einen Ort, der friedlich schien, wo jedoch das Vernichtungslager Chelmno (im Deutschen bekannt als Kulmhof) lag. Dort wurden zwischen 150.000 und 200.000 Menschen, mit Hilfe mobiler Gaswagen, ermordet. Das Lager lag neben der Dorfkirche.
Die Deportierten schöpften aus der Kirche, ein Symbol für Frieden, Hoffnung. Aber der einst friedliche Ort war zu einem Ort des Terrors geworden. Die auf dem Weg sterbenden Juden wurden in das sieben Kilometer entfernte Waldlager verfrachtet. Sie wurden in große Gruben, egal ob tot oder nicht, geworfen und später verbrannt. Die Gruben waren riesig und ein eindrückliches Mahnmal.
Wir besuchten auch den Bahnhof Radegast. Hier wurden die Juden aus dem Ghetto Litzmannstadt u.a. in das Konzentrationslager Ausschwitz-Birkenau und ins Vernichtungslager Chelmno deportiert. Erst 2014, vor zehn Jahren, wurde der Ort rekonstruiert. Hier wurde ein Modell aus dem Jahr 1942 ausgestellt. Es zeigt die schrecklichen Lebensbedingungen im Ghetto Litzmannstadt. Außerdem wurde ein langer Gang errichtet, der wie der Weg der Deportierten aufgebaut war und im Tod ihrer endete. In diesem Gang hingen die Deportationslisten aus.
Es waren sehr eindrückliche Tage, über die wir auch später noch nachgedacht haben. Die Orte kann man natürlich auch alleine besuchen. Lodz ist eine große und lebendige Stadt mit vielen interessanten Orten. Um die Geschichte des Ortes mit dem Nationalsozialismus kennenzulernen, waren wir allerdings froh, in einer Gruppe zu sein und sich mit den anderen darüber austauschen zu können.
Anna Rahel Keidel (15 Jahre) und Jeanne Passow (16 Jahre)
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