"Es ziemt sich nicht": Buchempfehlung mit Frage

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"Es ziemt sich nicht": Buchempfehlung mit Frage

"ES ZIEMT SICH NICHT, IHNEN DIE HAND ZU REICHEN"
Grenzen des Miteinander
Bekennende Kirche gegen Deutsche Christen in Berlin-Lichterfelde
von Martin Ost, 2024 / Steinmann-Verlag  ISBN 978-3-927043-89-3

Was geschah eigentlich in der Zeit von 1933 bis 1945 hier bei uns, in unserer Paulus-Kirchengemeinde?

Das hat Martin Ost, Pfarrer i.R., in einem Buch ausführlich beschrieben, vor allem den Konflikt zwischen Pfarrer Peter Petersen (Bekennende Kirche) und Pfarrer Wilhelm Antonowitz (Deutsche Christen).

In einer Schrift "Wir bekennen! - Unser Bekenntnis zum Nationalsozialismus" von Oktober 1934, hatte Pfarrer Antonowitz u.a. erklärt:
"Wir sehen in Adolf Hitler den uns von Gott geschenkten Retter unseres Volkes. Wir nehmen ihn dankbar aus Gottes Hand und fühlen uns ihm persönlich durch Liebe und Gehorsam verpflichtet und verbunden." (S. 257)

Und: 
"In entscheidenden Stunden ist unser Führer immer von dem Bewusstsein durchdrungen, der Vollstrecker göttlichen Willens an unserem Volke zu sein." (S.258)  

Und:  
"...bekennt sich der Nationalsozialismus zu allem Heiligen, Guten, Edlen und Vollkommenen. Er bekennt sich zu Liebe und Treue, zu Wahrheit und Gerechtigkeit..." (S.260).

Dies alles schrieb Pfarrer Antonowitz nach den folgenden Ereignissen von 1933/34:
- Entlassung nichtarischer Beamter
- Parteienverbote
- Einschränkung der Versammlungs- und Pressefreiheit
- Boykott-Aufruf für jüdische Geschäfte
- Ernennung von SA, SS und Stahlhelm zur Hilfspolizei
- Einführung der "Schutzhaft", mit der politische Gegner ohne Gerichtsurteil gefangen genommen werden konnten und wurden
- Errichtung von Konzentrationslagern
- Verschleppung von ca. 150.000 Menschen allein 1933
- Einrichtung der Geheimen Staatspolizei / Gestapo
- Bücherverbrennung
- Zerschlagung der Gewerkschaften (siehe Stolperstein für Max Ebel am Hindenburgdamm 118)
- Verabschiedung des Gesetzes zur Zwangssterilisation
- Gleichschaltung der evangelischen Jugendverbände mit der HJ

Er schrieb dies auch, nachdem und obwohl evangelische Christinnen und Christen als Gegenwehr diese mutigen Schritte bereits vollzogen hatten:
- Gründung des Pfarrernotbundes
- Verabschiedung der Barmer Erklärung
- Gründung der "Bekennenden Kirche" (Mai 34).

Angesichts dieser Tatsachen bleibt für die Leserin nach der Lektüre ein Widerspruch, mindestens eine Frage offen: Wie erklärt sich der im Buch vermittelte Eindruck, dass Pfarrer Antonowitz ein tiefer Glaube an Gott und Jesus nicht abgesprochen werden könne?

Oder habe ich etwas überlesen? Ich wäre gespannt, was Sie darüber denken. Machen Sie sich selbst ein Bild!  (Das Buch ist im Buchhandel oder im Internet zu erwerben oder auch kostenlos im Paulus-Antiquariat auszuleihen.)

Ihre Ursula Blaack, Beauftragte bei Paulus für Erinnerungsarbeit und Begleitung von Stolpersteinverlegungen

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