500 Jahre EG: "Auf, auf, mein Herz, mit Freuden"

500 Jahre EG: "Auf, auf, mein Herz, mit Freuden"

500 Jahre EG: "Auf, auf, mein Herz, mit Freuden"

# Musik bei Paulus

500 Jahre EG: "Auf, auf, mein Herz, mit Freuden"

Im Rahmen unserer "500 Jahre EG"-Reihe interpretiert unsere Kantorin in diesem Monat ein Lied des wohl berühmtesten Kirchenlieddichters Paul Gerhardt.

"Paul Gerhardt (1607-1676), der als der bedeutendste Kirchenlieddichter nach Martin Luther gilt, hinterließ rund 130 Lieder, von denen sich 26 im EG befinden.  Mit Johann Crüger und Johann Georg Ebeling traf Gerhardt auf zwei Komponisten, die mit ihren kongenialen Melodien wesentlich zur Popularität seiner Lieder beitrugen. Gemäß der Liederkunde im Anhang des EG "zeichnen [diese] sich durch sprachliche Schönheit und Natürlichkeit aus; auf dem Hintergrund des Dreißigjährigen Krieges spiegeln sie persönliches Gottvertrauen und christliche Heilserfahrung". 

In deutscher Sprache mit solcher "Schönheit und Natürlichkeit" zu dichten, war überhaupt erst durch das 1624 erschienene Buch von der deutschen Poeterey von Martin Opitz möglich geworden. Auf der Grundlage der Eigenheiten der deutschen Sprache wie insbesondere dem regelmäßigen Alternieren von betonten und unbetonten Silben stellte Opitz klare Regeln für das deutschsprachige Dichten auf. Bis dahin hatte man die für die romanischen Sprachen geltenden poetischen Regeln übertragen, was zu recht holprigen Ergebnissen führte. Erst Opitz' Poetik, die sofort enormen Erfolg hatte und für die nächsten 100 Jahre weitgehend verbindlich blieb, ermöglichte eine echte Kunst- und Gelehrtendichtung in deutscher Sprache. 

Allerdings lehnte Opitz das daktylische Versmaß, das aus einer langen und zwei kurzen Silben besteht, als zu wenig elaboriert ab. Der mit Opitz befreundete Komponist Heinrich Schütz, der händeringend nach vertonbaren deutschen Texten außerhalb der Bibelprosa suchte, forderte jedoch gerade den Daktylus, um passende Texte für Musik im Dreiertakt zu erhalten. Der dichterische und musikalische "Dreier" eignet sich besonders für helle und fröhliche Inhalte, und es ist nicht zuletzt Schütz' Engagement zu verdanken, dass er sich im Lauf des Jahrhunderts allmählich durchsetzte. 

Vergleichen wir die Passions- und Osterlieder des EG, so fällt auf, dass die ernsten Passionslieder meist im Zweier- oder Vierertakt stehen, die fröhlichen Osterlieder dagegen im Dreiermetrum. So auch Paul Gerhardts Osterlied Auf, auf, mein Herz, mit Freuden, dessen tänzerischer Charakter die Herausgeber des EG für die "Provinz Brandenburg" aus dem Jahr 1905 dazu bewogen haben dürfte, es nicht im Hauptteil, sondern im Anhang unter der Rubrik "Geistliche Volkslieder" aufzuführen."

  Dr. Cordelia Miller Kantorin Paulus-Lichterfelde, April 2024 

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